Mitarbeitergewinnung ist ein Dauerthema im Handwerk. Vielleicht geht es auch Dir so, wie vielen anderen Handwerksbetrieben: Es fällt vielen schwer, Bewerberinnen und Bewerber für Ihre Ausbildungsplätze zu bekommen. Zu verstehen, was man tun kann, um die Situation zu verbessern ist das Ziel der Studie gewesen.
Für alle, die sich mit den Ergebnissen als Hörbeitrag befassen möchten, empfehle ich dem nachfolgenden Link zu folgen und sich die passende Episode aus dem Workerscast mit Jörg Mosler beim Handwerksmagazin anzuhören: https://www.handwerk-magazin.de/warum-entscheiden-sich-azubis-fuer-ihren-beruf-interview-mit-rolf-rehbold-281495/
Rolf Richard Rehbold & Katrin Rasch
Wege ins Handwerk: 7 Erkenntnisse aus praxisorientierter Forschung, wie Sie mit Ihrem Betrieb Auszubildende anziehen
Viele Betriebe beklagen einen Mangel an Bewerber:innen für ihre Ausbildungsplätze. Das liegt zum Teil an demografischen Entwicklungen, zum Teil am Wunsch nach der Schule ein Studium aufzunehmen. Aber zum Teil – seien wir ehrlich – liegt es auch einfach daran, dass es noch nicht hinreichend gelingt, die attraktiven Aspekte einer Ausbildung deutlich zu machen. Wir haben im Forschungsinstitut für Berufsbildung im Handwerk an der Universtität zu Köln (FBH) in einer Studie Auszubildende im Handwerk zu ihrer Berufswahlentscheidung befragt und kommen zu einigen spannenden Erkenntnissen, die Ihnen dabei helfen können mit Ihrem Betrieb und den angebotenen Ausbildungsplätzen attraktiver zu werden. Wenn Sie noch konkretere Hinweise zur Umsetzung der Erkenntnisse benötigen, kontaktieren Sie mich gerne unter rolf.rehbold@uni-koeln.de:
- Attraktiv sind Berufe dann, wenn sie den Motiven entsprechen. Dabei fällt auf, dass der Spaß am Beruf, die Sicherheit des Arbeitsplatzes und der Verdienst nach der Ausbildung die wichtigsten Entscheidungsfaktoren sind. Diese grundsätzliche Motivlage ist abgesehen von Menschen ohne Schulabschluss über alle Schulabschlüsse vergleichbar. Schlussfolgerung: Diese Aspekte müssen für das Ausbildungsmarketing hervorgehoben werden. Heben Sie den Spaß, die Sicherheit, die Verdienstmöglichkeiten hervor. Wenn Sie sich fragen, wie Sie dies konkret umsetzen können, kontaktieren Sie mich gerne.

Abbildung 1: Die „glorreichen 7“ Entscheidungsfaktoren
- Wenn man junge Menschen für die Handwerksberufe begeistern möchte, sollte man auch zeigen können, inwieweit sich die Ziele und Motive tatsächlich erreichen lassen. Dabei bildet eine Befragung der Auszubildenden eine Momentaufnahme bei der z.B. Eigenständigkeit oder Selbstständigkeit teilweise noch nicht umgesetzt sein können. Insgesamt kann man sagen, dass insbesondere folgende Top 7 Aspekte als realisierbar eingeschätzt werden: körperliches Arbeiten, Nutzen für die Gesellschaft, mit Kolleg:innen zusammenarbeiten, Karrieremöglichkeiten, Spaß am Beruf, Zukunftsaussichten (Sicherheit), anderen Menschen helfen. Schlussfolgerung: In diesen Aspekten ist demnach schon jetzt mit guten Belegen Marketing möglich.
- Für 30,56% der Auszubildenden war der Ausbildungsberuf eine Alternative, an die sie ursprünglich nicht gedacht hatten. Schlussfolgerung: Maßnahmen, die zu mehr Bekanntheit und Bewusstsein über Berufe führen, führen zum Umdenken. Es ist also nicht nur wichtig, aktuell bei Bedarf zu suchen, sondern generell sichtbar mit dem Beruf bzw. dem Betrieb zu sein. PR-Arbeit und Netzwerken (z.B. mit Schulen) wird damit immer wichtiger.
Die Erkenntnisse 4-6 beziehen sich konkret auf die Entscheidung eines Menschen für oder gegen einen Ausbildungsbetrieb und sind echte Geheimtipps, die den Unterschied zwischen erfolgreichen und erfolglosen Versuchen der Nachwuchsgewinnung ausmachen
- Bei der Entscheidung für den Betrieb ist die „schnelle Reaktion auf die Bewerbung“ der wichtigster Faktor! Das bedeutet, es reicht nicht, irgendwann auf die Bewerbung zu reagieren. Wenn eine Bewerbung eingeht, sollte umgehend reagiert werden. Das setzt wiederrum voraus, dass Sie als Inhaber:in die Zeit dafür haben oder den Bewerbungsprozess strukturiert und delegiert haben, so dass dies gelingt.
- Außerdem spielen bei die Entscheidung für einen Betrieb weiche Faktoren wie „freundlicher Umgang im Team“, „wirkliches Interesse an den Auszubildenden“, die „Chemie“ eine ganz zentrale Rolle. Das bedeutet, dass Sie
- eine solche Atmosphäre haben sollten,
- im Rahmen des Einstellungsprozesses die Gelegenheit dazu geben müssen, diese positive Atmosphäre kennen zu lernen
- und diese Gelegenheiten bewusst gestalten sollten.
- „Gutes über den Betrieb gehört“ zu haben ist potenziellen Auszubildenden ebenfalls sehr wichtig. Schlussfolgerung: Betriebe mit guten Umgangsformen, in denen ein gutes Klima herrscht, haben Vorteile bei der Sicherung ihres Nachwuchses. Hierbei wird auch nochmals deutlich, wie wichtig Ausbildungsqualität ist. Denn: „Gutes über den Betrieb“ hört man nur dann, wenn es auch „Gutes“ zu berichten gibt. Dann die eigenen Auszubildenden als Botschafter einzusetzen, scheint eine zielführende Strategie.
Dies knüpft unmittelbar an der Erkenntnis an, dass nicht nur die Rekrutierung sondern auch die Bindung der Auszubildenden wichtig ist.
- 68,94 Prozent der Auszubildenden sind mit dem Ausbildungsbetrieb und dem Beruf zufrieden, nur 14,14 Prozent sind mit beidem unzufrieden. Schlussfolgerung: Zunächst ist positiv, diese Zufriedenheit hervorzuheben. Wenig überraschend ist, dass ein Zusammenhang zwischen Zufriedenheit und der Bindung an das Handwerk besteht.

Abbildung 2: Pläne und Zufriedenheit
Schlussfolgerung: Eine gute Ausbildungsqualität und die Schaffung von Rahmenbedingungen, die Zufriedenheit auslösen, kann an dieser Stelle nochmals stark betont werden.
Diese Tipps sollen Ihnen dabei helfen, ein attraktivere Ausbildungsbetrieb zu werden. Die komplette Studie können Sie kostenfrei bei mir erhalten: rolf.rehbold@uni-koeln.de.