Rolf Rehbold

Betriebsnachfolge im Handwerk: 5 Gründe früh zu planen, um nicht zu scheitern

Vielleicht denken Sie noch gar nicht ans das Thema Betriebsnachfolge. Möglicherweise wollen Sie auch noch gar nicht aufhören. Vielleicht haben Sie aber auch schon mit dem Gedanken gespielt, irgendwann ihren Betrieb an eine einen Nachfolger zu übergeben. Jedoch dann haben Sie den Gedanken aber dann mit dem folgenden Gedanken wieder verworfen: „Es ist ja noch Zeit.“ – Wirklich?

In diesem Beitrag erfahren Sie 5 Gründe, warum es wichtig ist, sich frühzeitig mit dem Thema zu befassen. Selbst dann, wenn Sie noch nicht aufhören wollen!

Grund 1: Der Wettkampf ‘Nachfolger finden’ ist eröffnet!

Jeder vierte Inhaber eines Handwerksbetriebs ist bereits über 60 Jahre alt. Davon will ein Drittel den Betrieb in den nächsten 5 Jahren übergeben oder schließen (vgl. ZDH 2021). Deshalb rechnet der ZDH mit 125.000 Betrieben, die in den kommenden 5 Jahren zur Übergabe anstehen. 

Auf der Seite der möglichen Nachfrager stehen lediglich 19534 neue Meister pro Jahr für alle Handwerke (vgl. ZDH 2022). Das heißt, selbst wenn alle frischen Meister der nächsten 5 Jahre sofort einen Betrieb übernähmen, ergäbe sich schon eine Lücke. Allerdings machen sich gerade mal rund 30% innerhalb von 3-4 Jahren nach Abschluss überhaupt selbständig (Rasch 2022). Hinzu kommt, dass die Mehrheit lieber neu gründet, als einen Betrieb zu übernehmen. Das bedeutet im Klartext, dass viele Inhaber um wenige Nachfolger buhlen. Genauso ist es momentan ja schon bei der Suche nach Mitarbeitern. Deshalb ist klar, dass aus der Sicht der Inhaber das Finden eines Nachfolgers das größte Problem ist. Übrigens noch vor der Kaufpreisfindung und den Fragen rund um das Thema Steuer.

Inhaber, die noch keinen Nachfolger haben, sind daher gut beraten, sich frühzeitig Gedanken zu ihrer Nachfolge zu machen – mit Unterstützung.

Grund 2: Die Entwicklung eines Mitarbeiters für die Betriebsnachfolge benötigt Zeit

Nachfolger können aus der Familie kommen, aktuelle Mitarbeiter sein oder Externe sein, die in das Unternehmen einsteigen. Wenn diese den Betrieb weiter führen sollen, wachsen sie in die Rolle des Inhabers oder der Inhaberin hinein. Es findet also ein Entwicklung statt. Diese setzt voraus, dass man erstens die Eigenschaften des zu Entwickelnden analysiert und versteht. Zweitens, dass man ihn darauf aufbauend begleitet hin zum gewünschten Entwicklungstand.

Vielleicht ist es in Ihrem Betrieb jedoch gar nicht so einfach einen Mitarbeiter zu finden, der in Ihre Fußstapfen tritt.

Der Prozess der Nachfolgerentwicklung

D.h.: Es kann sein, dass Sie einen Nachfolger von Grund auf ausbilden und weiter entwickeln müssen. Dabei liegen einige Risiken auf dem Weg, die durchaus zeitliche Schleifen oder einen Neubeginn erfordern. Der Nachfolger durchläuft zuerst verschiedene Phasen, bis die Übernahme möglich ist (vgl. Abbildung 1).

Entscheidungen auf den Karrierestufen bis zum selbstständigen Nachfolger für die Betriebsnachfolge im Handwerk
Abbildung 1: Entscheidungsstationen auf dem Weg zur Betriebsnachfolge aus Nachfolgerperspektive

Der Faktor Persönlichkeit

Hinzu kommt noch der Faktor Persönlichkeit. Die Erfahrungen aus Studien zeigen, dass es drei Typen von Meisterabsolventen mit Potenzial für die Betriebsachfolge gibt:

  • Entschlossene: Diese Gruppe ist frühzeitig entschlossen sich selbstständig zu machen und benötigt vor allem Unterstützung bei der Umsetzung.
  • Unentschlossene: Sie schließen Selbstständigkeit nicht aus, aber haben gewichtige Bedenken. Beispielsweise sind das Risiko und die fehlende Zeit für die Familie Gründe, die man mit positivem Beispielen entkräften muss. Das bedeutet konkret, dass Sie diese nur dann überzeugen, wenn Sie ein positives Beispiel vorleben. Erst dann sehen die Kandidaten, dass diese Punkte bei Ihrem Betrieb nicht zutreffen.
  • Unsichere: Diese Gruppe traut sich eine Selbstständigkeit mit den damit verbundenen Risiken und Verantwortung (noch) nicht zu. Es gibt aber Beispiele, in denen mache der anfänglich Unsicheren mit der Zeit Führung gelernt haben. Sie sind in die Rolle hinein gewachsen. Und am Ende sind sie dann Nachfolger geworden.

Die Selektion und Entwicklung von Menschen braucht vor allem eines: Zeit.

Grund 3: Die Veränderung der Prozesse im Betrieb benötigt Zeit

Viele Betriebe sind stark abhängig vom bisherigen Inhaber. Es gibt teilweise weder klare Beschreibungen der Prozesse noch der Stellen. Das ist für eine Übergabe ein Problem, weil der Betrieb faktisch ohne den Inhaber nicht existieren kann.

Wenn …

  • erstens das Know-how für die Erstellung der Leistung nur im Kopf des bisherigen Chefs liegt,
  • zweitens die Kunden nur der Person des momentanen Chef vertrauen (Vertrieb) und
  • möglicherweise drittens der Chef auch alle weiteren Entscheidungen trifft (z.B. Angebote, Einkäufe, Marketing),

… dann ist der Betrieb nicht wirklich reif für eine Betriebsnachfolge und für Nachfolger auch nicht wirklich attraktiv. 

Wenn sie diese Reife herstellen möchten, liegen einige Aufgaben vor Ihnen. Dazu gehöret erstens Strukturen zu gestalten. Zweitens ist es wichtig, klare Abläufe zu schaffen und auf zu schreiben. All das sind Aufgaben, die Zeit benötigen. Auch brauchen die Mitarbeiter Zeit, sich weiter zu entwickeln, damit sie diese Verantwortung auch übernehmen können. 

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Grund 4: Die Veränderung des Betriebs für die Betriebsnachfolge wirken schon während der aktiven Zeit

Viele Inhaber klagen darüber, dass sie zeitlich überlastet sind und keine Zeit für längere Urlaube, Familie und Freizeit haben. Wichtige Fragen im Betrieb wie Führung, Digitalisierung und Innovation bleiben dann auch auf der Strecke. Genau diese Dinge anzugehen heißt, sich in der langen Frist Freiräume zu schaffen.

Das setzt voraus, dass Inhaber selbst weiter entwickeln. Das kommt einem Jobwechsel gleich.

Dieser kann sich aber lohnen. Weil klare Prozesse und Mitarbeiter, die Verantwortung übernehmen können, Freiräume für den Inhaber schaffen. Der Betrieb läuft dann auch ohne sie oder ihn.

Das setzt allerdings voraus, dass Sie wachsen möchten. Denn: Als Betrieb mit zwei bis drei Personen wird das nicht funktionieren, weil Ihre eigene Arbeitszeit stark ins Gewicht fällt. Mit drei Angestellten macht sie 25 %, bei 19 gerade mal 5 % an der gesamten Zeit des Betriebs aus.

Grund 5: Der Wert des Betriebes steigt durch die Planung der Betriebsnachfolge

Zu guter Letzt zahlt sich die Optimierung des Betriebes auch beim Preis aus, den Sie beim Verkauf bekommen können. Die Betriebsberater im Handwerk haben dazu Grundsätze formuliert. Sie bewerten in Bezug auf das Risiko insbesondere auch die Abhängigkeit vom Inhaber. Je mehr der Betrieb ohne Sie läuft, desto eher können Sie sich auch über einen höheren Kaufpreis freuen. 

Fazit für die Planung der Betriebsnachfolge

Viele Betriebsinhaber wünschen sich, dass ihr Lebenswerk weiter besteht. Sei es aus Stolz auf das Geleistete, sei es aus Verantwortung gegenüber den Mitarbeiter oder aus Verantwortung den Kunden gegenüber. Damit dies gelingt, sollten Sie nicht warten, bis die Zeit der Übergabe unmittelbar bevor steht. Stattdessen brauchen Sie eine klare Vision davon, für wen und in welchem Zustand Sie Ihr Lebenswerk übergeben möchten. Und Klarheit über die Umsetzung. 

Sie sind entweder Inhaber im Handwerk und möchten mit mir über ihre Betriebsnachfolge sprechen?